Fahren

Die Wurzeln des Fahrens reichen bis weit in die Antike zurück. Das Lenken von Renn- oder Streitwagen erfreute sich in der Oberschicht hoher Beliebtheit. Durch die Römer erlangte die Kunst des Wagenrennens eine Blütezeit und wie bereits in der Vergangenheit des alten Ägyptens und Griechenlands genossen die Wagenführer hohes Ansehen in der Bevölkerung. Durch den Ausbau des Straßennetzes in römischer Zeit erfuhr das Fahren der Kutsche als Transportmittel für Menschen und Güter eine neue Bedeutung. Bereits in der Antike erfuhr das Fahren zahlreiche Innovationen, beispielsweise die Trense, das Speichenrad und die gefederten Plattform. Hinsichtlich einer artgerechten Behandlung von Pferden existierten bereits bei den Hellenen entsprechende Vorgaben. Mit dem Beginn des Mittelalters ging das antike Wissen über die Fahrkunst fast gänzlich verloren. In dieser Epoche stand das Reitpferd im Vordergrund. Mit scharfen Gebissen und harten Methoden wurden die meist vor schweren Transportwagen gespannten Zugpferde gefügig gemacht.

Um 1500 hatte sich in Ungarn unter dem Einfluss der Türken wieder eine Fahrkultur gebildet, die sich in der Folge als „ungarisches Fahren“ auf ganz Europa ausbreitete. Mit der Wiederentdeckung des Pferdes als edles Tier im 16. Jahrhundert in Italien begann eine stete Wieder- und Weiterentwicklung, die in der Blütezeit des Fahrens im 17. und 18, Jahrhundert in Frankreich mündete. François Robichon da la Guérinière veröffentlichte 1733 eine der ersten Publikationen zur Ausbildung von Kutschpferden um den Wagenpferden ein „edles Ansehen“ zugeben. Das von Antoine François de la Chesnaye de Bois 1744 veröffentlichte Werk beschäftigt sich ausschließlich mit dem Fahren und enthält die noch heute gültigen wichtigsten Grundzüge. Ab dem 18. Jahrhundert begannen die Herrschaften, die bisher von Berufskutschern gefahren wurden, die Kutschen selbst zu steuern – der Fahrsport war geboren.

Im 19. Jahrhundert wird die Fahrkunst durch zahlreiche technische Entwicklungen in England perfektioniert. Edwin Howlett begründete mit der neuen englischen Leinenführung das Fahren nach englischer Art, die sich in ganz Europa verbreitete. Neben dem englischen Fahrsystem waren Anfang des 20. Jahrhunderts noch die alte deutsche Fahrart, die ungarische Fahrart, und die von Hamelmann und Achenbach verbesserte englische Fahrt bekannt. Die italienische Fahrart („italienische Mode") sowie die französische Fahrart waren bereits in Vergessenheit geraten.